Nur einige Worte heute, und zwar mit Bleistift – (mit deinem), erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimmt, welcher nichtswürdige Zeitverderb in dgl. – warum dieser tiefe Gram, wo die Notwendigkeit spricht? Kann unsre Liebe anders bestehn als durch Aufopferungen, durch nicht alles verlangen? Kannst du es ändern, dass du nicht ganz mein, ich nicht ganz dein bist? – Ach Gott, blick in die schöne Natur und beruhige dein Gemüt über das Müssende – die Liebe fordert alles und ganz mit Recht, so ist es mir mit dir, dir mit mir – , nur vergisst du so leicht, dass ich für mich und für dich leben muss – wären wir ganz vereinigt, du würdest dies Schmerzliche ebenso wenig als dich empfinden. – Meine Reise war schrecklich – ich kam erst morgens 4 Uhr gestern hier an; da es an Pferden mangelte, wählte die Post eine andere Reiseroute, aber welch schrecklicher Weg, auf der vorletzten Station warnte man mich, bei Nacht zu fahren, machte mich einen Wald fürchten, aber das reizte mich nur – und ich hatte Unrecht, der Wagen musste bei dem schrecklichen Wege brechen, grundlos, bloßer Landweg, ohne solche Postillione, wie ich hatte, wäre ich liegen geblieben unterwegs – Esterhazy hatte auf dem anderen gewöhnlichen Wege hierhin dasselbe Schicksal mit acht Pferden, was ich mit vier – jedoch hatte ich zum Teil wieder Vergnügen; wie immer, wenn ich was glücklich überstehe. – Nun geschwind vom Innern zum Äußern; wir werden uns wohl bald sehn, auch heute kann ich dir meine Bemerkungen nicht mitteilen, welche ich während dieser einigen Tage über mein Leben machte – wären unsre Herzen immer dich aneinander, ich machte wohl dgl. Die Brust ist voll, dir viel zu sagen – ach – es gibt Momente, wo ich finde, dass die Sprache noch gar nichts ist – erheitere dich – bleibe mein treuer, einziger Schatz, mein Alles wie ich dir, das Übrige müssen die Götter schicken, was für uns sein muss und sein soll.
Dein treuer Ludwig
Ludwig van Beethoven an die „unsterbliche Geliebte“