Sie erhalten hier, verehrte Therese, das Versprochene, und wären nicht die triftigsten Hindernisse gewesen, so erhielten Sie noch mehr, um Ihnen zu zeigen, daß ich immer mehr meinen Freunden leiste, als ich verspreche. – Ich hoffe, und zweifle nicht daran, daß Sie sich ebenso schön beschäftigen als angenehm unterhalten – letzteres doch nicht zu sehr, damit man auch noch unser gedenke. – Es wäre wohl zuviel gebaut auf Sie oder meinen Wert zu hoch angesetzt, wenn ich Ihnen zuschriebe: „Die Menschen sind nicht nur zusammen, wenn sie beisammen sind; auch der Entfernte, der Abgeschiedene lebt uns“. Wer wollte der flüchtigen, alles im Leben leicht behandelnden Therese so etwas zuschreiben? – Vergessen Sie doch ja nicht in Ansehung an Ihrer Beschäftigung das Klavier oder überhaupt die Musik im ganzen genommen. Sie haben so schönes Talent dazu; warum es nicht ganz kultivieren? Sie, die für alles Schöne und Gute so viel Gefühl haben, warum wollen Sie dieses nicht anwenden, um in einer so schönen Kunst auch das Vollkommenere zu erkennen, das selbst auf uns immer wieder zurückstrahlt? – Ich lebe sehr einsam und still, obschon hier oder da mich Lichter aufwecken möchten, so ist doch eine ausfüllbare Lücke, seit sie alle fort von hier sind, in mit entstanden, worüber selbst meine Kunst, die mir sonst so getreu ist, noch keinen Triumph hat erhalten können… Empfehlen Sie mich dem Wohlwollen Ihres Vaters, Ihrer Mutter, obschon ich mit Recht noch keinen Anspruch darauf machen kann – ebenfalls dem der Base Ma. Leben Sie nun wohl, verehrte Therese! Ich wünsche Ihnen alles, was im Leben gut und schön ist. Erinnern Sie sich meiner und gern – vergessen Sie das Tolle – sein Sie überzeugt, niemand kann Ihr Leben froher, glücklicher wissen wollen als ich, und selbst dann, wenn Sie gar keinen Anteil nehmen an Ihrem ergebensten Diener und Freund
Beethoven
N.B. Es wäre wohl sehr hübsch von Ihnen, in einigen Zeilen mir zu sagen, worin ich Ihnen hier dienen kann.
Beethoven an Therese Malfatti