Schnell rutschen einem Worte heraus, die so nicht gemeint sind. Manchmal ist es einfacher, zu sagen, was einem durch den Kopf geht. Ich schreibe, werfe mit Beschimpfungen und herumliegenden Dingen um mich. Deine Defensive bröckelt, deine Stimme zittert, unsere Beziehung scheint am Ende. Wir ziehen uns zurück, die Fahnenflucht vor dem geliebten Feind – Du ins Wohnzimmer, ich in die Küche. Wir drehen uns den Rücken zu, das Bett wird zum Kriegsgebiet.
Ich drücke mich ins Kissen, klammere mich in die Bettdecke. Ich kann deine Nähe spüren, dein Schnaufen hören. Trotzdem scheint eine unendliche Schlucht zwischen uns zu liegen. Ich möchte was sagen, doch ich finde die Worte nicht. Meine Zunge fühlt sich taub und ungelenk an. Stattdessen beiße ich mir auf die Lippe, warte auf eine Reaktion deinerseits – nichts. Die Stille zerreißt uns. Dein Schweigen und deine eiskalte Schulter, über die du mir nicht mal flüchtige Blicke zuwirfst, kenne ich schon zu genüge. Deine verschränkten Arme, dein angestrengtes Atmen.
Doch all das nehm ich auf mich, um weiterhin Zeit mit Dir zu verbringen. Seien wir ehrlich – immer nur Bilderbuch, nur Reiten in den Sonnenaufgang, ein endloses Happy End wäre doch langweilig.
Ich mag dich wild und wütend, schreiend und schweigend, bockig und schmollend, aggressiv und eingeschüchtert. Wie in guten, so in schlechten Tagen. Ich will mit dir die Höhen und die Tiefen erleben.
Fahr ruhig die Krallen aus, stell‘ die Borsten hoch – ich halte das aus, es ist kein Problem. Bei jedem Streit freue ich mich schon heimlich auf die Versöhnung, auf die Zärtlichkeiten hinterher.
Denn ich weiß, all das ist es wert. Wenn wir uns abregen, uns einkriegen, können wir uns in die Arme fallen und süße Entschuldigungen ins Ohr hauchen.